Wo die europäischen Behörden nicht in der Lage zu sein scheinen, angemessene Antworten auf die Flüchtlingskrise zu finden, übernehmen nichtstaatliche Organisationen und Bewegungen der Zivilgesellschaft die Aufgabe, Flüchtlinge willkommen zu heißen.
In Italien haben der Bund der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) und die Gemeinschaft Sant'Egidio ihre Kräfte für ein bedeutsames Pilotprojekt gebündelt: die Öffnung humanitärer Korridore, um Menschen in Not eine sichere Reise nach Europa zu ermöglichen.
Das italienische Innenministerium und das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten haben sich zu der Erteilung der Visa überreden lassen, die von speziell eingerichteten humanitären Büros in Marokko, dem Libanon und Äthiopien vergeben werden, die Aktion wird ausschließlich durch FCEI und die Gemeinschaft Sant'Egidio verwaltet und finanziert.
100 Geschichten der Hoffnung
Das Projekt startete offiziell Anfang Januar mit der Ankunft der ersten syrischen Familie, ein junges Paar - Yasmine und Suleyman -, die zusammen mit ihrer Tochter Falak und ihrem Sohn Hussein, vor ein paar Jahren aus der vom Krieg zerstörten Stadt Homs entkommen sind und seitdem unter prekären Bedingungen im Libanon lebten.
Die Asylverfahren für ihre Ankunft wurden im Eilverfahren durchgezogen, da die kleine Falak an einer seltenen Krebserkrankung der Augen leidet, die dringend behandelt werden muss. Sie wurden von Mitarbeitern von FCEI und Sant'Egidio begrüßt und sind jetzt glücklich dabei, sich in Rom einzurichten, wo die kleine Falak auch während ihrer unangenehmen Chemotherapie-Behandlungen tapfer ein Lächeln auf den Lippen behält.
Am letzten 29. Februar ist auf dem Flughafen Fiumicino bei Rom ein ganz besonderer Alitalia Flug gelandet, den die italienische Fluggesellschaft kostenlos organisiert hatte. An Bord des Flugzeugs befanden sich 24 syrische Familien, insgesamt 93 Personen, darunter 41 Minderjährige. Einer von ihnen war Dia, ein 8-jähriger syrischer Junge, der ein Bein während des Bombardements von Homs verloren hat.
Ein Tropfen im Ozean
Nach einem herzlichen Empfang am Flughafen wurden die Asylbewerber in speziellen Zentren in ganz Italien untergebracht, von Rom bis Trento. Die Leute von FCEI und Sant'Egidio sind schonseit Monaten mit der Vorbereitung ihrer Aufnahme beschäftigt und sie sind zuversichtlich, dass sie alle den Schutz und die Unterstützung erhalten werden, die sie brauchen, um sich in ihrer neuen Heimat anzusiedeln und erfolgreich zu integrieren.
In Relation zu den Millionen Migranten, die in diesem Jahr in Europa angekommen sind, scheinen eintausend Visa wie ein Tropfen auf den heißen Stein, aber im Moment ist dies die einzige Hoffnung für Menschen, die versuchen dem Krieg zu entkommen, auf sichere und legale Art nach Italien zu gelangen.