Herr P. und seine Tochter besuchten im Herbst 2011 eine Zahnarztpraxis. Beide litten unter akuten Zahnschmerzen und ihr früherer Zahnarzt war vor kurzem in den Ruhestand getreten.

Am Telefon lief auch noch alles reibungslos: Einen Termin zu finden war kein Problem. Das änderte sich schlagartig, als Herr P. und seine Tochter in der Praxis ankamen.

Dentale Diskriminierung

Sobald die Zahnärztin gesehen hatte, dass die beiden Roma waren, weigerte sie sich, sie aufzunehmen und ging sogar so weit, zu leugnen, am Telefon einen Termin vereinbart zu haben.

"Sie sah Roma in ihrem Wartezimmer und schnauzte uns sofort an:" Was macht ihr denn hier? " Ich war wirklich peinlich berührt, denn das war, meiner Meinung nach, ein sehr unangemessenes Verhalten", sagte Herr P.

Die Zahnärztin versuchte zunächst ihr Verhalten zu rechtfertigen indem sie behauptete, sie sei ausgebucht gewesen, dann behauptete sie, sie würde nur Kinder behandeln, und schließlich, dass sie im Begriff sei, in den Ruhestand zu gehen.

Im Gegensatz zu all ihren Behauptungen versprach ihre Website jedoch, neue Patienten zu akzeptieren. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die Tochter von Herrn P. zum Zeitpunkt des Vorfalls ein Kind war.

„Also sagte ich ihr: "Sie sind Arzt, oder nicht?" Sie sagte, sie sei zwar Arzt, aber sie behandele keine Erwachsenen, nur Kinder. Und ich sagte: "Entschuldigung, aber wo sind die Kinder? Ich sehe hier niemanden außer lauter erwachsene Menschen." Und es war wirklich kein einziges Kind im Wartezimmer!", erklärt Herr P.

Situationsbezogene Tests

Herr P. suchte Hilfe bei der Organisation IQ Roma-Service. Sie nahmen sich vor, einen situativen Test durchzuführen, dabei handelt es sich um ein Verfahren, welches dazu dient Diskriminierung zu Erkennen und zu beweisen.

Diesmal vereinbarte Frau P. telefonisch einen Termin, zu dem sie auch pünktlich kam. Allerdings erlebte auch sie die gleiche Ablehnung wie ihr Mann. Als sie in der Praxis ankam, sagte die Zahnärztin, sie sei voll und könne keine neuen Patienten mehr aufnehmen.

Kurz danach probierte ein Nicht-Roma Mitarbeiter von IQRS sich bei der Zahnärztin zu registrieren. Diesmal ging alles glatt, obwohl der IQRS Mitarbeiter direkt, ohne sich vorher telefonisch anzukündigen, in die Praxis kam. So konnte nachgewiesen werden, dass die Zahnärztin eine Ungleichbehandlung praktiziert.

Eine gerichtlich verfügte Entschuldigung

Es folgten Beschwerden und Eingaben bei den Gesundheitsbehörden, dort wurde der Fall jedoch unter den Teppich gekehrt. Die Zahnärztin hatte wiederholt bestritten, sich irgendeines unethischen Verhaltens schuldig gemacht zu haben.

Als der Fall endlich vor Gericht landete gestand die Zahnärztin, wohl auch aufgrund der Stärke der Beweise, die gegen sie vorlagen, dass sie die Diskriminierung tatsächlich begangen hatte.

Die Angeklagte wurde dazu verurteilt, insgesamt 30.000 CZK (rund 1100 Euro) Schmerzensgeld an das Paar zu zahlen. Außerdem, wurde sie verpflichtet ihnen eine schriftliche Entschuldigung zukommen zu lassen, in der sie anerkannte, dass "ihr Verhalten illegal und falsch war, Roma hätten auch das Recht wie jeder andere als Patient behandelt zu werden."