Liberties organisiert eine Serie von Beschwerden in ganz Europa (BE/FR, BG, CZ, HU, EE , IE/UK, NL, PL, SI), um die nationalen Datenschutzbehörden wachzurütteln und sie aufzufordern, eine Untersuchung der Industrie für verhaltensorientierte Werbung einzuleiten. Die Beschwerden weisen darauf hin, dass mittels Real-Time Bidding ("Echtzeitbieten") und durch das Googles Werbesystem 'Authorized Buyers' die personenbezogenen Daten der Nutzer an Hunderte, wenn nicht Tausende von Unternehmen übertragen werden können. Dies geschieht, ohne dass sich die Menschen dessen bewusst sind, ohne dass sie zuzustimmen oder widersprechen können und, ohne dass sie in der Lage wären, etwas dagegen zu unternehmen.
Wir alle wissen, dass das Ökosystem der Online-Werbung stark von unseren personenbezogenen Daten abhängig ist. Wir alle wissen, dass wir online scheinbar umsonst auf Inhalte und Dienste zugreifen können, die in Wirklichkeit alles andere als kostenlos sind. Wir bezahlen dafür mit unserem wertvollsten Kapital: unseren persönlichen Daten. Dazu gehören unsere Browserverläufe, unser Standort, unsere sexuelle Orientierung, unsere Religion und unsere Online-Identität. Es gab Fälle, in denen unsere personenbezogenen Daten, unsere politischen Ansichten und unser wahrscheinliches Wahlverhalten durchgesickert oder verkauft wurden, wie zum Beispiel im Rahmen des Skandals um Cambridge Analytica. Facebook scheint von Zeit zu Zeit dubiose Kategorien wie "Judenhasser" zu schaffen und bietet Werbetreibenden an, diese Zielgruppe direkt anzusprechen. Das sogenannte Real-Time Bidding (Echtzeit-Bieten) ist nicht weniger beängstigend als diese Methoden.
Wir von Liberties sind der Meinung, dass die Art und Weise, wie Online-Werbung in Echtzeit funktioniert, gegen Europäisches Datenschutzrecht, insbesondere gegen die vor einem Jahr in Kraft getretene GDPR, verstößt. Online-Unternehmen haben sich bemüht, ihre Datenschutz- und Cookie-Richtlinien so anzupassen, dass sie mit der GDPR übereinstimmen. Wie oft hast Du im letzten Jahr Cookie-Richtlinien akzeptiert? Auch wenn Websites sich bemüht haben, der GDPR zu genügen, gibt es immer noch bestimmte Methoden, welche mit der GDPR unvereinbar sind. Unternehmen können und müssen die Zustimmung von Personen zur Erhebung ihrer Daten einholen. Diese Zustimmung muss jedoch auf einer gut informierten Entscheidung beruhen. Und dieses Element fehlt hier.Das andere Problem mit dieser Werbemethode ist das sehr hohe Risiko von Datenlecks. Wenn unsere Daten an Tausende von Unternehmen auf der ganzen Welt übertragen werden, bedeutet das, dass unsere personenbezogenen Daten in Gefahr sind. Es besteht keine Kontrolle darüber, was mit unseren personenbezogenen Daten geschieht. Wenn wir jedoch keine Kontrolle über unsere personenbezogenen Daten durchsetzen können, verstößt das schon für sich genommen gegen die GDPR.
Sieh Dir im Video von Dr. Johnny Ryan an, wie Real-Time Bidding funktioniert.
Die GDPR ist in Kraft, aber noch nicht wirklich durchgesetzt. Die Regeln sind klar, aber gegen die Firmen, die gegen die GDPR verstoßen, ist wirklich noch nichts Wesentliches unternommen worden. Das möchten wir mit unserer Kampagne ändern.
Bis jetzt haben Digitalrechts- und Menschenrechts-Organisationen bereits in 14 EU-Ländern auf der Grundlage der Argumente dieser Kampagne Beschwerden vor ihren nationalen Datenschutzbehörden eingereicht und sie aufgefordert, das Real-Time Bidding zu überprüfen.
Es ist eine keine einfache Frage, ob diese Datenschutzbehörden auf nationaler Ebene die Rechtsgrundlage finden werden, um Real-Time Bidding zu untersuchen. Da wir europaweit die gleichen Argumente vorbringen, könnten sie sich zu einer Form der Zusammenarbeit aufraffen und der Europäische Datenschutzrat könnte dazu gebracht werden, zu dem Problem Stellung zu nehmen. Bestimmte Werbemethoden sollten nicht verwendet werden. Es gibt noch andere Möglichkeiten, neben der Verbreitung unserer privaten Informationen, um den Menschen Werbung anzubieten, wie z.B. kontextualisierte Werbemethoden, die den Datenschutz respektieren.
Wir möchten alle Menschen in die Lage versetzen, etwas gegen Datenübertragungen und potenzielle Datenlecks zu unternehmen. Du bist der Mensch, dessen Daten weitergegeben und übertragen werden und Du kannst bei Deiner nationalen Datenschutzbehörde die gleiche Beschwerde einreichen, wie die oben genannten Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen. Du kannst unseren Musterbrief auswählen, Deine Daten ausfüllen und an Deine Datenschutzbehörde senden. Auf diese Weise kannst Du sicherstellen, dass die Datenschützer verstehen, dass nicht nur einschlägige Bürgerrechtsorganisationen, sondern auch Privatpersonen betroffen sind. Gemeinsam verschaffen wir unseren Stimmen Gehör.
Möchtest Du mehr darüber erfahren, warum RTB problematisch ist? Lies den "Ryan Report" und schau dir dieses Video an!
Wenn Du mitmachen möchtest, wähle bitte Dein Land und: Danke für deine Unterstützung! Bulgarien, Tschechische Republik, Estland, Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Polen, Slowenien, Vereinigtes Königreich, Irland.
Möchtest Du Dich uns anschließen und einen Brief an Deine Datenschutzbehörde in Deutschland senden?
Diese Beschwerde wurde von den Organisationen Digital Courage, Digitale Gesellschaft, Deutsche Vereinigung für Datenschutz und Netzwerk Datenschutzexpertise vorbereitet und bei den zuständigen Landesbehörden eingereicht.
Wenn Du mitmachen möchtest, kannst Du die Beschwerde per Post oder E-Mail senden oder persönlich bei Deiner Landes-Datenschutzbehörde einreichen. Klicke hier um die Richtige zu finden.
- Lade die Beschwerde herunter
- Trage Deine persönlichen Daten ein.
- Deine Persönlichen Daten, wie Name und Adresse, werden benötigt weil Du sonst nicht als Beschwerdeführer anerkannt wirst.
- Verschicke das Formular per Email.
- Oder drucke das ausgefüllte Formular aus, unterschreibe es und verschicke es per Post.
- Die meisten deutschen Datenschutzbehörden akzeptieren auch persönlich eingereichte Beschwerden.
Je mehr Beschwerden wir einreichen, desto lauter wird unsere Stimme.
Wir möchten die Behörden dazu bringen, das Problem der Verwendung personenbezogener Daten für gezielte Werbung ernst zu nehmen. Liberties möchte diesen Fall auf die EU-Ebene bringen, weil wir der Meinung sind, dass eine gemeinsame Aktion im Namen der EU-Datenschutzbehörden der effektivste Weg wäre, das Ökosystem der Online-Werbung zu verändern. Aus diesem Grund haben wir diese Website eingerichtet, auf ihr können EU-Bürger vorbereitete Beschwerden finden, die sie in 11 verschiedenen EU-Länderneinreichen können.