Die jüngste BHC-Untersuchung zeigt, dass es keine einfache rechtliche Lösung für die langfristige Situation von Kindern gibt, die in Krisenzentren untergebracht wurden. Nach bulgarischem Recht müssten die Anhörung und die Entscheidung des Gerichts innerhalb eines Monats passieren, was im Vergleich zu anderen Ländern bereits ein sehr langer Zeitrahmen ist. Dennoch zeigen die analysierten Daten, dass die Institutionen selbst diese Frist nicht einhalten.
Entscheidungen dauern Monate
Die Umfrage ergab Probleme in 79 Fällen (27%). Meist wird die eigentliche gerichtliche Entscheidung erst zwei oder sogar drei Monate nachdem das Kind in einer Notunterkunft untergebracht wurde gefällt und es gibt immer noch viele Fälle ohne gerichtliche Entscheidungen.
Die maximale Zeit, die ein Kind in einem Krisenzentrum untergebracht werden darf, beträgt sechs Monate, was zu lang ist und die Rolle dieses Dienstes verkehrt. Aus diesem Grund werden Zentren, die eine spezialisierte Unterstützung für gefährdete Kinder garantieren müssen, in konventionelle Heime umgewandelt.
Die optimale Zeit für die Überwindung der Notsituation der Kinder beträgt nicht mehr als sechs Wochen, sagen Experten. Zwischen 2015 und 2016 betrug die Anzahl der untergebrachten Kinder in den Notfallzentren 289, und nur in 29 Fällen (eines von 10) blieb das Kind nur einen Monat oder kürzer in der Einrichtung.
Bildung ist der Schlüssel
Nach Aussage der Leitung der besuchten Krisenzentren wird zu viel Aufmerksamkeit auf die Unterbringung in den Einrichtungen gelegt, anstatt auf die spezialisierte Betreuung und die individuelle (psychologische, rechtliche, soziale) Unterstützung, die einem Kind in einer kritischen Situation zur Verfügung gestellt werden muss, Besonders wenn es um eine Notunterkunft geht.
Bildung ist das zentrale Thema für den legalen Aufenthalt von Kindern in solchen Zentren. Für den Zeitraum 2015-2016 hatten 17 Prozent aller Kinder in den 15 bestehenden Krisenzentren des Landes keinen Zugang zu Bildung. Das bedeutet, dass jedes sechste Kind aufgrund konventioneller Gründe, oder sogar wegen einer negativen Einstellung gegenüber problematischen Kindern, vorübergehend oder dauerhaft der Möglichkeit der Bildung beraubt wird. Häufig steckt dahinter ein mangelndes Interesse von Seiten der Institutionen, bürokratische Hindernisse wie fehlnende Dokumente, fehlende Vorschriften und Ähnliches.
Die Alphabetisierung der Mehrheit der Kinder ist sehr schlecht und entspricht nicht ihrem erwarteten Bildungsniveau - viele von ihnen können kaum lesen, sind nicht in der Lage zu schreiben und besitzen auch sonst keine grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Kinder, die vor der Unterbringung in einem Notzentrum aus dem Bildungssystem herausgefallen sind, haben nach dem Eintritt dort ein höheres Risiko, sich der Bildung zu entziehen.
Aufgabenliste für die Regierung
Das Bildungsministerium muss sich eindeutig verpflichten, dieses Problem zu überwinden. Um dies zu tun, sollte die Regierung:
- Individuelle und angemessene Methoden für die Erziehung der Kinder entwickeln, die dauerhaft aus dem Bildungssystem fallen
- Regelmäßig die in den Notfallzentren vorgesehene Ausbildung überwachen;
- Die Zeit drastisch verkürzen, die es braucht misshandelte Kinder in eine neue Schule einzuschreiben;
- Nicht zu Letzt müssen für Kinder in kritischen Situationen die regulatorischen Einschränkungen beseitigt werden, die verhindern, dass misshandelte Kinder 30 Tage vor dem Ende des Schuljahres in eine neue Schule kommen.