Am 16. November fand die Präsentation des dritten “Report on International Protection in Italy 2016” (Bericht über den internationalen Schutz in Italien 2016) im Sitz der Nationalen Vereinigung Italienischer Gemeinden (ANCI) statt.
Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit dem UNCHR von einer Koalition der wichtigsten mit Migration befassten Organisationen,erstellt: ANCI, Caritas Italiana, Cittalia, Fondazione Migrantes und Servizio Centrale dello SPRAR.
Die Präsentation wurde von Leonardo Domenici, demVorsitzenden der Fondazione Cittalia, moderiert, der die Gelegenheit nutzet, um die Bedeutung des Berichts als Ausgangspunkt mit objektiver Grundlage zur Diskussion über Migration zu unterstreichen. Der Bericht, konzentrierte sich, abgesehen von der Beschreibung des Phänomens der Migration als Ganzes, vor allem auf die psychische Gesundheit der Migranten.
Veronica Nicotra, die Generalsekretärin von ANCI sagte, Migration ist ein langfristiges Phänomen, weshalb es Notwendig sei, von einem Managementplan auf der Grundlage einer Notsituation zu einem Plan zu kommen, der auf einer Normalisierung der Situation basiert. Auch was die Umverteilung von Migranten sowohl auf europäischer als auch auf italienischer Ebene anbelangt, bleibt noch viel zu tun. In Italien ist das SPRAR-System ein Anfang, um mit Migration normal umzugehen, aber es gibt noch viel zu tun, um es zu verbessern.
Die Ergebnisse: Europa
Der Inhalt des Berichts wurde von Mons. Gian Carlo Perego vorgestellt, dem Generaldirektor der Fondazione Migrantes. Die Zahl der Vertriebenen lag 2015 weltweit bei 65,3 Millionen; davon sind 21,3 Millionen Flüchtlinge, 3,2 Millionen Asylsuchende und 40,8 Millionen Binnenvertriebene.
Das bedeutet, dass jede Minute 24 Menschen gezwungen sind, ihre Häuser zu verlassen, um vor Konflikten, Armut, Ungleichheit, Land Grabbing oder durch terroristische Angriffe und andere Formen der Gewalt verursachte Instabilität zu fliehen.
Rund 51 Prozent davon sind Minderjährige. Die Länder, in denen die meisten Migranten Zuflucht suchen, sind die Türkei, Pakistan, der Libanon und Iran, die Herkunftsländer sind meist Syrien, Afghanistan, Somalia und der Südsudan.
In Europa wurden 2015 die meisten Anträge auf internationalen Schutz in Deutschland, Ungarn und Schweden eingereicht. Deutschland blieb auch 2016 an erster Stelle, darauf folgt Italien. Rund 43 Prozent aller Antragstellerinnen wurde eine Form des internationalen Schutzes gewährt.Die Ergebnisse: Italien
In Italien kamen 2015 weniger Flüchtlinge an als 2014 und die Migranten kamen überwiegend aus Eritrea, Nigeria und Somalia.
Im Rahmen des SPRAR-Systems werden rund 30.000 Menschen untergebracht. Mehr als 40 Prozent davon haben bereits eine Form des internationalen Schutzes erhalten, während die restlichen 60 Prozent noch auf eine Antwort warten.
Der Bericht zählt eine Reihe von Faktoren auf, die die psychische Gesundheit der Migranten beeinflussen, die zwei Hauptfaktoren sind dabei die traumatischen Erfahrungen, die sie auf ihrer Reise nach Italien gemacht haben und die Schwierigkeiten, sich in eine neue Gesellschaft zu integrieren.
Empfehlungen
Der Bericht endet mit einigen Empfehlungen an die Europäische Union und an Italien. Insbesondere sollte die EU ihren Menschenrechts-Verpflichtungen gegenüber den Flüchtlingen nachkommen; es sollten Schritte unternommen werden, um die Beantragung internationalen Schutzes in den Botschaften der Herkunftsländer zu erleichtern; der Dublin III Vertrag sollte überarbeitet werden, und die EU sollte die Kompatibilität der bilateralen Verträge mit den Grundsätzen der Menschenrechte überprüfen.
Italien wird aufgefordert, wirksame Qualitätsstandards und die Überwachung der SPRAR-Programme durchzuführen.
Im Hinblick auf das italienische System ist es dringend erforderlich, Dekrete und Gesetze umzusetzen, die ein gutes Funktionieren des SPRAR-Systems erleichtern würden und Qualitätsstandards und Überwachungssysteme einzuführen, um die Wirksamkeit der verfügbaren Programme zu prüfen. Darüber hinaus fordert der Bericht die Menschen, die im Bereich der Kommunikation tätig sind auf, korrekte und zuverlässige Informationen zu liefern, um gesellschaftliche Konflikte zu vermeiden.
"Menschen, nicht Pakete"
Matteo Biffioni, der Bürgermeister von Prato und Vertreter des Einwanderungsamtes von ANCI, unterstrich die Notwendigkeit, das SPRAR-System zu stärken, da es eine der besten Praktiken auf europäischer Ebene sei."Migranten sind Menschen, keine Pakete", sagte Matteo Biffoni.
Domenico Manzione, der das Innenministerium vertrat, stimmte den Empfehlungen zu, insbesondere was die Möglichkeit betrifft, die Asylverfahren in den Botschaften der Länder, in denen das Phänomen der Migration beginnt, einzuleiten.
Der Bericht wird am 7. Dezember dem Europäischen Parlament in Brüssel vorgelegt.