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Die Wahre Krise in Calais

Die Reaktion der britischen Regierung auf die Flüchtlingskrise in Calais schwankt zwischen Xenophobie und Verleugnung. Was ist aus unserer stolzen Tradition geworden, Hilfebedürftigen Schutz zu gewähren?

by Bella Sankey
Image: Jey OH photographie - Flickr/CC content

Der britische Premierminister hat sie einen "Schwarm" genannt, in den Medien wurden sie immer wieder als "organisierter Mob", "tragisches menschliches Treibgut" oder "unaufhaltsame Flut" bezeichnet. "Sie", das sind die Migranten in Calais, die dort Krankheiten, dem Tod und dem Desinteresse der Öffentlichkeit an ihrem Schicksal ausgesetzt sind.

Sie fliehen vor Krieg, Völkermord, Tyrannei und Ausbeutung und hoffen auf ein besseres Leben für ihre Familien. Sie suchen nur nach einem sicheren Ort für sich und ihre Familien. Dafür riskieren sie ihr Leben, klettern auf Lastwagen und laufen über Zuggleise, sie leben "In der Wildnis" wo jeden Tag Verbrechen, Vergewaltigung und Gewalt drohen.

Das ist die wahre Krise, gigantische Summen werden für die Militarisierung und die Sicherung von Grenzen ausgegeben, während Asylsuchende bei dem Versuch sie zu überqueren sterben und sich an der Türschwelle zu einem der reichsten Länder der Erde ein Flüchtlingslager bildet.

Die Neuen Paria

In den letzten zehn Jahren haben Politiker darum gebuhlt, das härteste Vorgehen gegen Immigranten zu vertreten, sei es mit rechtlichen oder mit anderen Mitteln. Flüchtlinge und Migranten, ungeachtet der Frage warum sie ihre Heimat verlassen haben, sind die neuen Parias.

Großbritannien hat schon immer die verzweifelten aufgenommen, von den Hugenotten, den deutschen Juden, den Sowjets bis zu Ostafrikanern und Asiaten. Damals wie heute gab es die gleichen Argumente dagegen, es ist zu teuer, wir haben keinen Platz. Aber wir haben das Richtige getan und unser Land hat davon profitiert.

Es ist bedauerlich, dass die Antwort unserer heutigen Regierung zwischen Xenophobie und Verleumdung hin und her schlingert, anstatt unsere stolze Tradition zu würdigen, Menschen in Not Schutz zu gewähren.

Die Antwort der Regierung

Anstatt ihre Anstrengungen darauf zu konzentrieren, Strategien zu Wiederansidlung zu entwickeln, hat die Regierung angekündigt:

  • Spürhunde und Zäune zu schicken.
  • Asylunterstützungs-Zahlungen zu streichen, ebenso die automatischen Hilfen für Familien, deren Anträge abgelehnt wurden, die aber aus legitimen Gründen nicht nach Hause zurückkehren können, was zwangsweise zu Verelendung führen muss.
  • Die Gehälter illegaler Migranten zu konfiszieren, wodurch diese weiter ins Abseits gedrängt werden und Gefahr laufen, modernen Sklavenhaltern in die Arme zu fallen.
  • Die Pflicht der Immigrationskontrolle an Wohnungseigentümer weiterzureichen und das, obwohl ein Pilotprojekt in den West Midlands zeigt, dass dieses Vorgehen britischen Bürgern, die sich keinen Pass leisten können, den Zugang zum Wohnungsmarkt versperrt.
  • Die Strafe für Vermieter, die sich nicht daran halten, auf fünf Jahre Gefängnis zu erhöhen und ihnen die Möglichkeit zu geben Sammelräumungen zu veranlassen, eine Maßnahme, die sogar die Vermietervereinigung ablehnt.

Lügen verbreiten

Das Ganze ist mehr als nur ein kollektives Fehlen von Mut und Mitgefühl bei der Regierung, die Politiker von Heute haben sich darauf eingelassen, Misstrauen, Verdächtigungen, Zwietracht und - man mag es nicht glauben -. Neid gegenüber Asylsuchenden zu säen und sich dafür von den fremdenfeindlichen Teilen der Medienlandschaft feiern zu lassen. Es werden Lügen verbreitet, dass die Menschen in Calais allesamt aus ökonomischen Gründen auf der Flucht seien, oder dass sie nur hier seien, weil sie von unserem großartigen Sozialhilfesystem gehört haben.

Das ist offensichtlich Nonsens. Tatsächlich nehmen weltweit die Entwicklungsländer den weitaus größten Teil der Flüchtlinge auf. Überhaupt sind Asylanträge nur ein Teil der Netto Immigrationszahl, die 2014 bei 318.000 lag.

Hinzu kommt, wenn es auch nicht gerne gesagt wird, dass die Anzahl der Asylsuchenden, die in Großbritannien ihren Antrag stellen, weit geringer ist, als in vielen anderen EU Ländern. 2014 hat Großbritannien 31.400 Asylanträge erhalten. Das war weniger als Deutschland (166.800), Frankreich (63.100), Italien (56.300) und Schweden (81.300) und auch weit hinter dem Höchststand in GB von 2003, der bei 84.130 lag. GB erhält weniger Asylanträge als der EU Durchschnitt pro Kopf der Bevölkerung.

Tricksereien

Die Anzahl der Asylanträge schwankt und hängt ab von Krieg und Verfolgung weltweit, aber populistische inländische Maßnahmen beeinflussen sie nicht, statt dessen Schaden sie Asylsuchenden und britischen Bürgern in gleichem Maße.

Es fällt schwer, die Entmenschlichung dieser verzweifelten Menschen nicht als Teil eines größeren, besorgniserregenden Trends zu betrachten. Der Plan der Regierung, den Menschenrechtsparagraphen zu streichen und durch eine britische "Bill of Rights" zu ersetzten, womit der universelle Anspruch der Menschenrechte in Frage gestellt wird, ist ein weiterer Indikator.

Während also zuhause vorgeschlagen wird, dass die Mächtigen entscheiden sollten, wessen Rechte Schützenswert sind und wessen nicht, werden anderswo Menschen wie Tiere behandelt, die man einpferchen, kontrollieren und möglichst schnell wieder vergessen sollte.

Wir werden nicht teilhaben, an dieser hässlichen Ideologie, die frei ist von Mitgefühl und den einfachsten Regungen der Menschlichkeit. Wir alle haben eine Zuflucht in Großbritannien verdient und wir haben die Pflicht, diese auch zu gewähren.

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