Die rumänische Regierung hat eine koordinierte Kampagne wiederaufgenommen, mit der Menschenrechts- und Bürgerrechtsorganisationen zum Schweigen gebracht und destabilisiert werden sollen. Die betroffenen Nichtregierungsorganisationen (NRO) sind wichtige Verteidiger der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, weil sie die Regierung zur Rechenschaft ziehen, wenn sie gegen die Regeln verstößt. Neu vorgeschlagene Gesetzesänderungen würden den Zugang von NGOs zu privater und öffentlicher Finanzierung stark einschränken und einen erhöhten Verwaltungsaufwand für diese bereits unterfinanzierten Organisationen bedeuten.
"Stille Annahme"
Die Regierung machte bereits früher in diesem Jahr einen Plan öffentlich, mit dem sie die Aktivitäten von NGOs einzuschränken versuchte, aber diese Bemühungen wurden auf Eis gelegt, als das Parlament in die Sommerpause ging. Jetzt ist die Kampagne jedoch wieder auf Kurs: Am 20. November hat der rumänische Senat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Regierungsverordnung 26/2000, die die Finanzierung und das Funktionieren von NGOs in Rumänien regelt, an mehreren wichtigen Stellen verändert. Dieser Gesetzesentwurf scheint eine direkte Antwort auf den Erfolg zu sein, den NGOs hatten, als sie Anfang des Jahres zu öffentlichen Protesten aufriefen, gegen den Plan der Regierung, wichtige Anti-Korruptionsgesetze zu schwächen. Diese Proteste waren so erfolgreich, dass die Regierung nun die NGO daran hindern will, die Öffentlichkeit erneut mobilisieren zu können.
Der vorgeschlagene Gesetzentwurf wurde vom Senat durch einen Prozess namens "stillschweigende Adoption" verabschiedet - im Grunde hat die Regierung das Gesetz nicht explizit gebilligt, aber ihr Wahlblock im Senat weigerte sich, die Änderungen zu debattieren, bevor die Frist am 20. November ablief, wodurch das Gesetz automatisch angenommen übernommen wurde. So kann die Regierung bekommen, was sie will, ohne Verantwortung dafür zu übernehmen. Obwohl das Gesetz noch von der Abgeordnetenkammer gebilligt werden muss, ist der Erfolg des stillschweigenden Adoptionsmanövers ein starker Indikator dafür, dass auch dieses Gremium das Gesetzgebungsverfahren nicht entgleisen lassen wird.
Zwei wichtige Änderungen
Der vom Senat verabschiedete Gesetzesentwurf, der von zwei sozialdemokratischen Abgeordneten vorgeschlagen wurde, führt zu zwei entscheidenden Änderungen des bestehenden Gesetzes:
- Er zwingt NGOs, alle sechs Monate alle Einkommens- und Ausgabenquellen zu melden. Die Verpflichtung, zweimal jährlich Finanzberichte zu erstellen, würde die Ressourcen der Organisaztionen außerordentlich belasten und würde sie davon abhalten, andere Arbeiten zu verrichten, etwa als "Watchdogs" der Regierung. Die Strafe für eine NGO, die diese Berichte nicht einreicht, ist absolut unverhältnismäßig: Sie würde innerhalb von 30 Tagen aufgelöst werden. NGOs müssen bereits die gleichen Berichtspflichten und Steuerprüfungen wie andere private Einrichtungen befolgen, aber die neue Gesetzesvorlage sieht nur für NGOs Änderungen vor.
- Er führt einen Zensurmechanismus ein, den die Regierung einsetzen kann, um NGOs, die Politiker öffentlich kritisieren wollen, zum Schweigen zu bringen. Nach der Gesetzesvorlage haben NGOs keinen Anspruch auf den Status einer "öffentlichen Versorgungsorganisation" - und die damit verbundenen staatlichen Subventionen - wenn die Regierung zeigen kann, dass sie irgendeine Form von "politischer Aktivität" ausüben, vom Fundraising über öffentliche Demonstrationen bis zur Herausgabe regierungskritischer Veröffentlichungen.
Der obengenannte Gesetzentwurf kommt zu anderen Änderungen der Finanzvorschriften, die dieses Jahr in Kraft treten oder derzeit im Parlament geprüft werden. Ab 2018 werden diese Reformen den Zugang von NROs zu privater Finanzierung durch Patenschaften und Spenden drastisch reduzieren. Vor allem Änderungen der Steuergesetzgebung bedeuten, dass 80% der rumänischen Unternehmen keine finanziellen Anreize für Geschenke erhalten, die an NGOs und andere gemeinnützige Organisationen vergeben werden, selbst wenn es sich um Abzüge vom versteuerbaren Einkommen handelt.