Er lief hin und her. Er stoppte am Fenster und starrte auf die Menge, die sich vor dem Parlamentsgebäude versammelt hatte. Ein weiterer Protest von linken Clowns, die sinnlose Kleinigkeiten wie Grundrechte fordern, dachte er. Der Regen hatte nachgelassen und er verbrachte einen Moment damit, sich zu wünschen, es würde wieder anfangen. Er stellte sich vor, dass eine Sintflut die lästigen Weltverbesserer und ihre Forderungen nach einer freien Presse und unabhängigen Gerichten und all diesem Unsinn wegspülen würde.

Aber das war nicht das dringendste Problem für Viktor den Prächtigen.

Für Viktor den Prächtigen, den galanten Verteidiger aller Ungarn, die so aussehen wie er, war das Thema des Tages ein Name. Ein Name für das kleine Nashorn, das er gerade adoptiert hatte, aufgrund einer "besonderen Anfrage" eines örtlichen Zoos. Das war eine Bitte, die Viktor der Prächtige nicht ablehnen konnte. Das Nashorn ist zwar kein Albino, aber es ist blass genug, um als echtes ungarisches Nashorn zu gelten. Und ein ungarisches Nashorn verdient den Schutz von Viktor dem Prächtigen. Und einen Namen.

"Lasst uns ein Referendum abhalten", sagte Viktor der Prächtige und starrte immer noch aus dem Fenster.

Sein Assistent, Gergely, sah erschrocken aus. " Über.... das Nashorn?"

"Ja, ich benenne mein Nashorn. Auf diese Weise werden sich die Menschen mit ihm verbunden fühlen, als wäre es auch ihr Nashorn. Auch wenn es das nicht ist. Es ist mein Nashorn."

"Ja, es ist Dein Nashorn", sagte Gergely. "Aber vielleicht ist ein Referendum ein bisschen übertrieben? Wir könnten einfach eine Social Media Umfrage machen."

Auf die Idee war Viktor der Prächtige nicht gekommen. Wie modern! "Gut, ist bestellt. Aber ich mag den Namen Csülök, also sorge dafür, dass er gewinnt."

"Könntest du es dann nicht einfach so nennen?" fragte Gergely. "Ich meine, die Leute haben viel dringendere Probleme, wie die Sorge um all die eindringenden Migranten, die wir erfunden haben. Apropos, vielleicht sollten wir ihnen sagen, dass wir das mit der Invasion nur erfunden haben? Ich meine, die sind doch eh schon nervös genug."

"Unsinn, das wird uns helfen, an der Macht zu bleiben. Wenn sie merken, dass es keine Migranten im Land gibt, finden wir einen neuen Feind. Obdachlose zum Beispiel. Und die Nashornumfrage ist wichtig – wir müssen immer dafür sorgen, dass die Schafe denken, sie gingen dahin, wo sie hingehen, weil sie es so wollen", sagte Viktor der Prächtige. "Ich liebe Lamm, habe ich Dir das schon gesagt?"

So verbrachte Gergely den Rest des Tages damit, einen Social Media Beitrag zu erstellen. Er und Viktor der Prächtige drehten eine Videoankündigung, die die Leute ermutigte, durch Emoji über ihren Lieblingsnamen abzustimmen. Die Umfrage wurde auf der persönlichen Facebook-Seite von Viktor dem Prächtigen angekündigt und von den größten Medien des Landes aufgegriffen, um die Nachricht zu übertönen, dass die Regierung die Bausparsubventionen abschaffen würde.

Vielleicht würde es auch die ausländischen Medien vergessen lassen, dass Obdachlosigkeit in Ungarn zu einem Verbrechen erklärt wurde. Die Presse könnte endlich aufhören, über die 61-jährige Frau zu berichten, die verhaftet wurde weil sie auf der Straße schlief, nachdem ihr Partner starb und sie ihre Wohnung verloren hatte.

Aber Viktor dem Prächtigen war das egal. Er hatte 'Csülök', wie die Online-Umfrage bestätigt (keine Überraschung: es war ein Erdrutschsieg).

"Ich liebe ihn", sagte Viktor der Prächtige an dem Tag, an dem die Ergebnisse hereinkamen. "Mein kleiner Csülök." Er hatte sich in einer Ecke seines Büros einen Pferch bauen lassen, komplett mit Heu und einer kleinen Hütte. Die Hütte füllte sich mit Csülök-Brocken, aber Viktor den Prächtigen störte der Geruch nicht. Das ist der Geruch der Liebe.

Außerdem könnte er Csülöks Hütte jederzeit einfach mit einer Lüftungsanlage modernisieren lassen.

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