Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass unsere Gesundheit von der Gesundheit aller Anderen abhängt: von der Person im nächsten Haus, in der nächsten Stadt oder im nächsten Land. Wir sind alle miteinander verbunden. Wir können die Ausbreitung des Virus nur dann stoppen und uns gegenseitig schützen, wenn wir allen die gleiche Fürsorge und Unterstützung zukommen lassen, unabhängig davon, wo wir leben.
Dazu gehören insbesondere auch Menschen, die auf engem Raum nahe beieinander leben. Sei es in Pflegeheimen für Menschen mit Behinderungen oder für ältere Menschen, in Unterkünften für Obdachlose, in Gefängnissen, Krankenhäusern oder Lagern, in denen Neuankömmlinge und Asylbewerber untergebracht sind.
Jeder weiß, dass wir, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, einen physischen Mindestabstand einhalten, uns die Hände waschen und uns isolieren müssen, wenn wir Symptome haben. Wenn man sich in einem überfüllten Raum befindet, kann es schwierig sein, diese Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wodurch das Risiko, dass das Virus sich ausbreiten kann, wächst. Die griechische Regierung hat es Tausenden von Menschen, die sie in Lagern gefangen hält, unmöglich gemacht, diese Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.
Die griechische Regierung bringt die Menschen in Gefahr
Dabei handelt es sich um Frauen, Männer und Kinder, die aus ihrer Heimat fliehen mussten - aufgrund von Krieg, Hungersnot oder weil sie von ihren Regierungen verfolgt wurden. Neuankömmlinge wollen die gleichen Dinge wie wir. Einen sicheren Ort zum Leben, einen Job, um für ihre Familien zu sorgen, und eine Gemeinschaft, zu der sie etwas beitragen können. Die Pandemie erinnert uns einmal mehr daran, dass wir alle Menschen sind.
Die griechische Regierung hält mehr als 20.000 Menschen im Lager Moria fest. Aber das Lager wurde nur für 3.000 Menschen ausgelegt. Im Lager schlafen die Menschen in Zelten und leben auf engstem Raum. Die Menschen können keinen sicheren physischen Abstand zueinander halten, und wer das Virus hat, hat keinen Platz, um sich zu isolieren. Hinzu kommt, dass die Regierung den Menschen im Lager keine Möglichkeit anbietet, sich die Hände zu waschen. Es gibt nur einen Wasserhahn für je 1.300 Menschen, und es gibt keine Seife.
Das Vorgehen der griechischen Regierung erhöht auch das Risiko, dass Menschen sterben, wenn sie sich mit dem Virus infizieren. Wir wissen, dass das Risiko, an dem Virus zu sterben, für Gesunde wesentlich geringer ist als für Menschen mit Vorerkrankungen. Aber viele der Lagerbewohner haben lange und beschwerliche Reisen hinter sich. Die griechischen Behörden stellen nicht genügend Nahrung und Wasser zur Verfügung. Und viele Menschen leben seit Monaten unter diesen Bedingungen. Aus diesen Gründen befinden sich viele Menschen in einem schlechten Gesundheitszustand. Hinzu kommt, dass es nicht genug Ärzte, Krankenschwestern, Medikamente oder medizinische Ausrüstung gibt.
Das muss nicht so sein.
Seit 2015 hat die griechische Regierung von der EU mehr als 2 Milliarden Euro erhalten, um den Menschen zu helfen, die auf der Suche nach einem sicheren Zufluchtsort von außerhalb Europas zu uns kommen. Sie hätte mehr von diesen Mitteln einsetzen können, um menschenwürdige Lebensbedingungen in den Lagern zu gewährleisten. Dazu gehören genügend Nahrung und Wasser, Ärzte und Krankenschwestern, Medikamente und Ausrüstung.
Statt Zelte zu benutzen, könnte die Regierung Unterkünfte mit soliden Wänden zur Verfügung stellen. Und anstatt so viele Menschen auf so engem Raum zu zwingen, könnte die Regierung mehr Platz zur Verfügung stellen. Diese Schritte würden es den Menschen ermöglichen, ihre physische Distanz zu wahren, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Menschen, die sich anstecken, sterben. Die griechische Regierung hat begonnen, einige dieser neuen Maßnahmen einzuleiten, nachdem sie die EU um mehr Hilfe gebeten hatte, aber die Veränderungen kommen nur sehr langsam voran.
Die Behörden müssen nicht nur die Lager lebenswerter machen, sie müssen auch sicherstellen, dass die Menschen dort nicht so lange gefangen sind. Das ist ein Punkt, bei dem andere europäische Regierungen helfen könnten. Zum Beispiel, indem sie Neuankömmlinge in ihren Ländern aufnehmen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Leider weigern sich viele europäische Regierungen, Neuankömmlingen zu erlauben, von Griechenland aus in ihre Länder umzusiedeln.
Wir müssen uns alle füreinander einsetzen.
Die Gesundheit von uns allen hängt von der Gesundheit aller Anderen ab. Ganz gleich, wo wir leben, unsere Regierungen müssen uns die Fürsorge und Unterstützung zukommen lassen, die wir brauchen, um während der Pandemie gesund zu bleiben. Das heißt, es muss dafür gesorgt werden, dass die Menschen in angemessenen Unterkünften leben können, dass sie über angemessene Hygiene, Verpflegung und Gesundheitsversorgung verfügen. Die griechische Regierung muss dafür sorgen, dass dies in Lagern wie Moria geschieht, und andere europäische Regierungen müssen ihr dabei helfen.