Befeuern die Medien ein Klima zunehmender Feindseligkeit?
"Wie sehr sind die Medien verantwortlich für das wachsende Klima der Feindseligkeit gegenüber Einwanderern und Flüchtlingen in Italien?" Diese Frage stellt und beantwortet der Verein Carta di Roma in seinem Bericht Notizie di chiusura" (Abschluss-Nachrichten), der in Zusammenarbeit mit dem Osservatorio di Pavia verfasst wurde. Die Ergebnisse dieser sechsten Studie über Medien und Einwanderung basieren auf der Beobachtung von Carta di Roma des Einflusses von Zeitungen und Fernsehen auf den Rassismus in Italien in den letzten Jahren.
Der Bericht analysiert die Rolle der Printmedien, der sieben nationalen Fernsehsender und der Facebook-Seiten der wichtigsten Zeitungen.
Die Medien haben es versäumt, die falschen Behauptungen der Politiker aufzudecken
In den letzten Jahren war die Einwanderung eines der zentralen Themen in den Wahlkämpfen und politischen Programmen bestimmter italienischer Parteien. Migration ist zu einem Hauptthema in den Reden von Politikern geworden, die es inzwischen gewohnt sind, Interviews zu geben, ohne in Frage zu werden. Im Ergebnis wird die öffentliche Debatte über dieses Thema erstickt. In den Medien wird häufig das Wort "Invasion" verwendet, was die Akzeptanz von Maßnahmen wie der Schließung italienischer Häfen für Rettungsschiffe fördert. Das Gerede von einer Invasion deckt sich allerdings nicht mit dem, was vor Ort tatsächlich geschieht. Laut aktueller Einwanderungsdaten sind die Ankünfte in Italien gegenüber dem Vorjahr seit Anfang des Jahres sogar um 80% gesunken.
Das Fernsehen konzentriert sich mehr auf Einwanderung als die Printmedien
Während auf den Titelseiten der Zeitungen das Thema Einwanderung in den letzten Monaten weniger Platz eingenommen hat als im letzten Jahr, ist es zu einem wiederkehrenden Thema in den Nachrichten zur besten Sendezeit geworden. Der Bericht stellte fest, dass sich das Fernsehen mehr auf das Thema Einwanderung eingeschossen hat als die Printmedien.
Die am häufigsten mit der Einwanderung verbundenen Themen sind Sicherheit, Kriminalität und Terrorismus. Darüber hinaus tragen Worte wie "Invasion", "Alarm" und "Notfall" sowie die Betonung der Schwierigkeit für die europäischen Länder, gemeinsame Lösungen zu finden, zu einer noch härteren Debatte bei.
Journalisten müssen die Einwanderungsrhetorik endlich hinterfragen
Die Rolle der Journalisten sollte es sein, die Slogans der Politiker zu überprüfen und zu hinterfragen, anstatt sie um jeden Preis zu reproduzieren. Um ein realistischeres Bild von der Migrationssituation in Italien zu zeichnen, müssen die Medien unabhängiger werden und die Öffentlichkeit neutral und unvoreingenommen informieren.