Was im Baobab Kulturzentrum in Rom passiert, ist absolut erstaunlich: Jeden Tag engagieren sich hier Roms Bürger und heißen Migranten und Gäste willkommen.
Das Zentrum wurde nach den zwei großen Räumungen von Ponte Mamolo und Tiburtina Station für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Derzeit kommen dort täglich etwa 300 Menschen an. Die meisten kommen aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Südsudan. Sie blieben drei oder vier Tage bevor sie, in der Hoffnung zu Freunden oder Verwandten in Nordeuropa zu gelangen, weiterziehen.
Als vollkommen selbstverwaltetes Kulturzentrum ist Baobab in der breiten Palette von italienischen Hilfezentren für Migranten absolut einmalig. Tatsächlich wird das Zentrum schon seit Jahren von der eritreischen Gemeinschaft in Italiens Hauptstadt betrieben.
Auch bei Organisationen der Zivilgesellschaft ist der Ort gut bekannt, da hier2010 ein von Salvatore Buzzi veranstaltetes Festessen stattfand. Der ehemalige Präsident der sozialen Kooperative '29 Giugno' wurde später mit dem als 'Mafia Capitale' bekannt gewordenen Korruptionsskandal in Verbindung gebracht.
Von Milch bis Medizin
Nach dem Skandal wurde das Zentrum geschlossen und später in Reaktion auf den Immigrationsnotstand von 2015 wiedereröffnetDutzende Freiwillige bereiten Essen zu, sortieren Kleidung und helfen den Menschen die täglich dort ankommen weiter wo sie können.
Die Unterstützung lokaler Vereine und Bürger setzte sofort ein. Jeden Tag kommen Menschen mit Wasserflaschen, Milch, Pasta, Keksen, Kleidung und Schuhen, Hygieneartikeln, Medizin und anderen nützlichen Dingen. Die meisten von ihnen bleiben etwas und helfen tatkräftig mit.
Obwohl es nie einfach ist, mit der Situation fertig zu werden, ist die Organisation des Zentrums recht effizient. Es wurde ein großer Schlafsaalmit Hoch- und Feldbetten eingerichtet, es gibt Toiletten und Duschen, ein Lager für die vielen Spenden, einen großzügigen Speisesaal und eine kleine für Erste Hilfe ausgerüstete Krankenstation.
Das Italienische Rote Kreuz hat eine mobile Hilfestation mit Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Fachkräften für Kulturelle Mediation aufgebaut und zweimal die Woche stehen dem Zentrum medizinische Fachkräfte zur Verfügung.
Durchatmen können
Zweimal Täglich, mittags und abends, bereiten etwa 10 Freiwillige in der Küche des Zentrums ca. 500 Mahlzeiten zu. Auch die Gäste helfen mit: die einen schneiden Brot, andere waschen Obst und wieder andere füllen Flaschen auf. Wenn das Essen fertig ist stellen sich alle an und warten bis sie an der Reihe sind. Dankbarkeit ist allgegenwärtig und "Grazie" gehört zu den ersten Ausdrücken die sie lernen.
Es gibt sogar eine Art Boutique in dem Zentrum. Freiwillige sortieren die gespendete Kleidung und legen sie in Regale. Alle, die neue Kleidung brauchen, können sich dort aussuchen was ihnen am besten gefällt. Nachdem sie oft alles verloren haben freuen sie sich, wenn sie etwas finden womit sie sich wohlfühlen.
Spielsachen
Viele Eltern bringen auch Spielsachen und es wurde ein Spielbereich für Kinder eingerichtet. Im Durchschnitt gibt es im Baobab jeden Tag zehn Kinder. Freiwillige von Save the Children kümmern sich um sie und unterstützen die Mütter.
Es ist wirklich erstaunlich wie alles trotz der enorm schwierigen Lage funktioniert. Möglich wurde das durch das Engagement von Bürgern. Indem sie spontan Dinge und Zeit spendeten, haben sie bewiesen, dass Rom ein Ort der Solidarität sein kann und in der Lage ist Flüchtlinge, willkommen zu heißen. Sie haben einen kleinen Teil einer besseren Welt geschaffen.
Grazia Parisi