Bei einer Studie über Polizeigewalt gaben insgesamt 27,6 Prozent aller befragten Strafgefangenen an, bei ihrer Verhaftung, während der Haft oder sowohl als auch Opfer von Misshandlung durch die Polizei geworden zu sein. Die Studie ergab, dass 21,8 Prozent (354) der Befragten während des Verhörs auf der Polizeistation mit physischer Gewalt konfrontiert waren, während 15,5 Prozent (220) aussagten, sie seien bei ihrer Verhaftung misshandelt worden.
Die Zahlen stammen aus der größten Studie über Polizeibrutalität die je vom Bulgarian Helsinki Committee durchgeführt wurde und bei der 29 Justizvollzugsanstalten besucht und 1691 Gefangene befragt wurden. In den meisten Fällen wurden die Personen mit Handschellen gefesselt und in einigen Fällen dienten die Handschellen als Mittel der Misshandlung. Es wurde kein einziger Fall bekannt, in dem Polizeibeamte versucht hätten Misshandlungen von Gefangenen durch Kollegen zu verhindern.
Unzureichende Rechtshilfe
Beinahe 34 Prozent (568) der befragten Gefangenen gaben an, dass sie in der Zeit vor ihrem Verfahren keinen ausreichenden Zugang zu Rechtshilfe gehabt hätten. Die Studie zeigt, dass Rechtsanwälten eine Schlüsselrolle bei der Verhinderung von Gewalt gegen Gefangene auf Polizeistationen zukommt. Der Anteil an Opfern von Polizeibrutalität lag unter Gefangenen, denen ein Anwalt zur Seite stand, um 13,3% unter dem entsprechenden Wert für Menschen die ohne Anwalt auskommen mussten.
Im Vergleich mit anderen ethnischen Gruppen werden Roma am häufigsten Opfer von Polizeibrutalität während der Haft (27,2 Prozent) oder Zeugen von Angriffen auf andere Gefangene in Polizeistationen (10%).
Der Bericht ist hier (auf Bulgarisch) erhältlich.