Demokratie & Gerechtigkeit

Im Einsatz für eine Zukunft, in der die Menschenrechte geachtet werden | Triff unsere Mitglieder

Lerne Martynas Jockus kennen, den Direktor des Human Rights Monitoring Institute. Mit Storytelling als Aktivismus möchte er Litauens monokulturelle Gesellschaft aufrütteln und eine Zukunft schaffen, in der Vielfalt gefeiert wird.

by Eleanor Brooks

In der Reihe "Meet Our Members" stellt dir Liberties unser Netzwerk von Menschenrechtsverteidigern vor. Wir hören die Geschichten der Menschen, die hinter den Organisationen stehen und warum sie die Arbeit machen, die sie machen. Liberties ist ein Dachverband, der Kampagnen mit seinem wachsenden Netzwerk von nationalen NROs für Bürgerrechte in 18 EU-Mitgliedstaaten koordiniert.

Martynas hatte nicht geplant, eine Karriere im zivilgesellschaftlichen Bereich einzuschlagen, es ergab sich eher zufällig. Er hat Politikwissenschaften studiert und anschließend einen Master in Sozial- und Politikkritik gemacht. Seine Arbeit als Direktor des Human Rights Monitoring Institute (HRMI) beschreibt er als eine natürliche Fortsetzung seiner Ausbildung. Bei Beidem geht es darum, aktuelle gesellschaftliche Trends im politischen und sozialen Diskurs zu analysieren und die aktuelle Realität einer imaginären zukünftigen Welt, in der die Menschenrechte geachtet werden, gegenüberzustellen.

Im Rahmen seines Studiums verbrachte Martynas einige Zeit in New York und fand es wirklich spannend, wie die Vielfalt auf den Straßen zusammenspielt und wie lebendig die Kultur ist. Die Zeit als Student hat seine Wertschätzung für Multikulturalität geprägt. New York war Welten von Litauen entfernt, zu einer Zeit, als es dort wenig Vielfalt auf den Straßen gab und der Rassismus noch viel deutlicher zu spüren war als heute. Litauen war schon immer eine homogene Gesellschaft, aber laut Martynas war seine Universität einer der wenigen Orte, an denen es Vielfalt gab. Nach seinem Abschluss wurde er als Koordinator für Chancengleichheit und soziale Eingliederung an der Universität angestellt.

Im Jahr 2022 wurde Martynas als Projektkoordinator Teil des vierköpfigen HRMI-Teams. Er erklärt seinen schnellen Aufstieg zum Direktor damit, dass das Ganze "eine Art Eigendynamik entwickelt" habe. Als Leiter eines eng zusammenarbeitenden Teams ist seine Rolle ein Balanceakt zwischen Verwaltung, Leitung und praktischer Lobbyarbeit.

Die Flammen der Anti-Migranten-Rhetorik löschen

Ein Teil der Lobbyarbeit von HRMI besteht darin, eine integrativere Gesellschaft für benachteiligte soziale Gruppen zu schaffen und die Rechte von Migranten und Asylbewerbern zu schützen. Dabei geht es vor allem darum, der Darstellung der Regierung in Bezug auf Menschenrechtsfragen, insbesondere der Rechte von Migranten, etwas ositives entgegenzusetzen. Als die Zahl der Asylsuchenden und Migranten, die über die weißrussische Grenze nach Litauen kamen, im Jahr 2021 stark anstieg, schürte die Regierung die Angst der Öffentlichkeit, indem sie die Situation als einen hybriden Angriff eines feindlichen diktatorischen Regimes darstellte. Trotz der relativ geringen Zahl der vom Staat als "illegal" bezeichneten Migranten war schbnell die Rede von einem Problem der nationalen Sicherheit. Die Mainstream-Medien schürten die Ängste der Menschen weiter, indem sie Artikel veröffentlichten, in denen sie einen Anstieg der Kriminalität durch die Migration vorhersagten.

Martynas sagt, dass die von Politikern und Medien verbreitete angstmachende Erzählung die individuellen Geschichten der Migranten, die zu Spielfiguren in einem grenzüberschreitenden politischen Streit gemacht wurden, ausließen. Nach Recherchen des HRMI waren etwa 97 % der veröffentlichten Artikel migrationsfeindlich, während nur 2 % die Geschichten der Migranten wiedergaben. Indem die litauische Regierung die Ängste der Bevölkerung instrumentalisierte und sich einer entmenschlichenden Sprache bediente, stimmte sie die Öffentlichkeit auf deren Misshandlung ein. Gewaltsame Zurückdrängungen an der Grenze wurden legalisiert und diejenigen, denen die Einreise gelang, mussten in den Haftanstalten entwürdigende Bedingungen ertragen, einschließlich eingeschränkter Bewegungsfreiheit.

Martynas Jockus hält eine Rede zum 20. Geburtstag des HRMI

Geschichtenerzählen als eine Form des Aktivismus

HRMI und andere zivilgesellschaftliche Organisationen reagierten, indem sie die individuellen Geschichten, die der Öffentlichkeit vorenthalten wurden, in den Vordergrund stellten. Durch soziale Medien, Konferenzen und in Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Medien konnte HRMI die öffentliche Diskussion über Migration ausweiten und ein Gegengewicht zur überwältigenden Desinformation schaffen. Dabei ging es vor allem darum, zu erzählen, warum die Menschen geflohen sind und welchen hohen Preis sie bei ihren Versuchen, sich in Sicherheit zu bringen, bei den litauischen Behörden bezahlen mussten. Martynas erzählt, dass es einen Aufschrei gab, nachdem bekannt wurde, dass einem Menschen aufgrund von Erfrierungen die Füße amputiert wurden, nachdem ihm die Einreise nach Litauen verweigert worden war. In einem Land, in dem viele aus der Zeit der sowjetischen Besatzung selbst mit dem Thema Migration vertraut sind, haben die persönlichen Schicksale die Gemüter erregt.

Auf meine Frage, ob die Bemühungen des HRMI die "Herzen und Köpfe" verändert hätten, antwortet Martynas, dass es in erster Linie den Migrantinnen und Migranten zu verdanken sei, dass Vorurteile abgebaut wurden. Indem sie sich in ihren Gemeinden engagierten, sich in die Arbeitswelt einbrachten und Beziehungen aufbauten, bewiesen die Migranten den Einheimischen, dass die in den Medien verbreiteten Ängste nicht mehr als heiße Luft waren.

Die Arbeit ist die Belohnung

Sich für Veränderungen einzusetzen, kann oft ein harter Kampf sein, aber die Arbeit lohnt sich. "Ich habe gemerkt, wie viel Dankbarkeit ich bei dieser Arbeit erfahre, das war ganz neu", sagt Martynas.

Mit Blick auf die Zukunft sagt Martynas, die Ziele von HRMI seien unter anderem, die Legalisierung von Pushbacks an den Grenzen rückgängig zu machen und dafür zu sorgen, dass Migranten in Litauen wieder mit Würde behandelt werden.

HRMI hat in der Vergangenheit erfolgreich strategische Prozesse geführt, um diskriminierende Praktiken zu beenden. Um sicherzustellen, dass Asylsuchende ihre grundlegenden Rechte wahrnehmen können, hat HRMI eine Reihe solcher Fälle vor nationalen Gerichten und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angestrengt, wo positive Gerichtsurteile den Missbrauch durch staatliche Institutionen eindämmen und Präzedenzfälle für die Achtung der Menschenrechte schaffen konnten.

Die Menschenrechte sind universell und unveräußerlich, ein Grundsatz, an den das HRMI die litauische Regierung immer wieder erinnert. Auch wenn dafür ein Gang vor Gericht nötig ist.

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